Textatelier
BLOG vom: 11.11.2021

Riesenpilz ist kein Badeschwamm, sondern essbar

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim

 


Krause Glucke (Foto Christian Wirth)
 

Wer durch unsere Wälder in der näheren und weiteren Umgebung streift, kann mitunter seltene und sonderbar aussehende Pilze finden, wie beispielsweise den essbaren Eichhasen, der auf moderndem Holz des Laubwaldes wächst. Ein Schopfheimer freute sich, als er kürzlich den riesigen Fruchtkörper einer Krausen Glucke entdeckte.  Dieser an einen Badeschwamm erinnernde Pilz ist essbar.

Entdeckungen auch in der Schweiz
Eine Krause Glucke sah ich vor vielen Jahren ein einziges Mal bei einer Wanderung in der Umgebung von Sissach unweit des Wanderweges.

Maria Kuhn, Pilzkontrolleurin der Gemeinden Mettauertal und Gansingen im Aargau, staunte nicht schlecht, als sie eine riesige Krause Glucke zwischen Wil und Leuggen an einer abgebrochenen Weisstanne auf vier Meter Höhe entdeckte. Die blumenkohlähnliche Krause Glucke brachte 8 Kilo auf die Waage. “Blick“ berichtete mit der Schlagzeile „Ein Monster-Pilz, so gross wie ein Kind“. Der 2-jährige Sohn der Finderin war mit dem geernteten Pilz am Boden abgebildet (s. Bericht und Fotos unter Internet am Schluss des Blogs).

 


Krause Glucke an einer Fichte (Foto Christian Wirth)
 

Glück eines Schopfheimers
Christian Wirth, ehemaliger Gymnasiallehrer, wohnhaft in Fahrnau, war überrascht als er kürzlich in einem Wald bei Häg-Ehrsberg einen Riesenpilz mit etwa 40 cm im Durchmesser entdeckte. Der ockerfarbige Fruchtkörper mit seinen krausen Verzweigungen ähnele einem grossen Badeschwamm. Christian Wirth kannte die Krause Glucke (Sparassis crispa), war jedoch überrascht, dass der Pilz am Fusse einer Fichte wuchs. Die Krause Glucke (auch Fette Henne genannt) wächst besonders an der Waldkiefer, seltener auch an Lärche, Fichte und Douglasie.

Der Pilz schädigt den Baum
Der Pilz ist ein sehr guter Speisepilz, hat jedoch eine nicht so gute Eigenschaft. Er dringt über Verletzungen der Wurzel oder im unteren Stammbereich im Kernholz des Baumes ein. Die Folge ist eine Braunfäule. Er gedeiht auch auf Totholz. Der parasitische Pilz ist nach Angaben des Pilzcoach Dennis Regul von Freiburg bei uns kein Massenpilz, aber auch nicht selten. „Wir haben hier nur relativ wenig Kiefern und daher auch nur eine geringe Anzahl von Krause Glucken. Wo aber Kiefern stehen, kann man wahrscheinlich welche finden“, so der Pilzexperte.

Häufiger ist jedoch die Breitblättrige Glucke (Sparassis brevipes), die oft mit der Krausen Glucke verwechselt wird. Die Breitblättrige Glucke ist kaum krauss, vom Farbton weißlicher und wächst bei Eichen, Tannen und Fichten.

Der Geruch der Krausen Glucke ist nussig-aromatisch, während die pilzig/seifig riechende Breitblättrige Glucke fast ungenießbar ist.

Der Name entstand wegen seiner Ähnlichkeit mit einer hockenden Glucke.

Zubereitung: Nach der gründlichen Säuberung im fließenden Wasser, wird der Pilz in grobe Stücke geschnitten. Empfohlen wird auch eine Überbrühung, dann wird der Pilz elastischer. Die losen Endblättchen eignen sich für Einzelgerichte oder zur Verbesserung von Mischgerichten. Wer ihn nicht gleich futtern möchte, kann ihn einfrieren oder trocknen.

Man sollte junge Pilze sammeln. Sobald er älter und bräunlich gefärbt ist, schmeckt er bitter. Noch ein Tipp: Wenn man den Fruchtkörper nicht zu tief abschneidet, wächst an gleicher Stelle im folgenden Jahr ein neuer Pilz heran.

Die erwähnte Maria Kuhn teilte den blumenkohlähnlichen Riesenpilz mit ihren Mitmenschen. Sie hat die Krause Glucke geteilt, verschenkt, gekocht, gedörrt und eingefroren, wie „Blick“ berichtete.

 

Literatur
Dähncke, Rose Marie: „200 Pilze“, AT-Verlag, Aarau, 6. Auflage 1994 (mit Tipps für die Küche).
„Blick“, 27.09.2016, aktualisiert 30.09.2018: „Blick-Leserin findet riesige Krause Glucke“ („Ein Monster-Pilz, so gross wie ein Kind“).
Scholz, Heinz: „Kein Badeschwamm, sondern essbar“, „Badische Zeitung“, Regioteil Schopfheim, 03.11.2021.

Internet
https://www.blick.ch/schweiz/blick-leserin-findet-riesige-krause-glucke-ein-monster-pilz-so-gross-wie-ein-kind-id5538616.html

Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
Auf Pilzpirsch: Essbare von giftigen Pilzen erkennen
Ein bärenstarkes Museum in Gersbach
Barfuss über die Alpen
Foto-Blog: Auf geht`s zur Hohen Möhr
Foto-Blog: Vom Kleinen Rhein zum Altrhein
Fotoblog über den Schönauer Philosophenweg
Rote Bete (Rande), eines der gesündesten Gemüse
Hermann-Löns-Grab im Wacholderhain
Lüneburger Heide: Salzsau und Heidschnucken
Kutschenmuseum in Wiechs ist ein Schmuckstück
Canna verleihen einen Hauch karibisches Flair
Artenreiche Streuobstwiesen stark gefährdet
Liebe zu den Kräutern in die Wiege gelegt
Eine Hütte mit Fleischsuppe im Namen
Rätsel um die Russenbänke in Präg gelöst